Heinz Runge
LULU  50 JAHRE DANACH
Ludwigslust - Zeichnungen und Aquarelle

  Kunst- und Kulturverein Ludwigslust
   Gelber Salon,  Ludwigslust,  Schloßstraße 29
    www.kukululu.de

    Vernissage am Donnerstag, 22. Mai 2014, 19 Uhr     

    Laudatio: Prof. Harald Meinhold (Berlin)

     Die Ausstellung ist bis zum 20. Juni 2014 jeden Donnerstag von 15 bis 19 Uhr
     oder nach telefonischer Vereinbarung über 03974 666616 geöffnet.

       
       
             

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    Harald Meinhold (Berlin)  
    Laudatio und Einführung in die Ausstellung 
    "Heinz Runge - LULU  50 JAHRE DANACH"
    
Ludwigslust  22. Mai 2014

 Meine Damen und Herren! Lieber Heinz, sehr geehrte Frau Klook !

Bisher wusste ich, dass „Lulu“ eine Oper von Alban Berg ist. Seit einigen Monaten weiß ich mehr. Und Lulu in Mecklenburg ist nicht weniger verführerisch als die Schöne in der Oper. -  Weiterhin habe ich gelernt, dass man bei teuren Bauprojekten, - auch Berlin will ja ein großes Schloss haben -, die Kosten deutlich senken kann, wenn man statt teurer Materialien Ludwigsluster Pappmaché  verwendet.  Und schließlich:  Unglaublich! Gibt es auch noch den Kukululu.!

Der Anlass, dass ich in den Räumen Ihres Kunstvereins ein kleine Rede zu halten habe, hängt hier in Form von Bildern an den Wänden und steht neben mir:  Heinz Runge: geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen in Ludwigslust.  Und hier in Ludwigslust hat er schon als Kind und Jugendlicher das gemacht, was dann die beiden Schwerpunkte seines Lebens und Berufslebens wurden:  Malerei und Musik.

In der Einladung zur heutigen Vernissage steht das Wort Laudatio. Lobreden werden meist auf bedeutende Menschen gehalten, die nicht mehr ganz jung sind und auf viele Ereignisse in ihrem Leben zurückblicken können. Und das gilt es dann in einer Laudatio zu beleuchten, was ich - bevor ich auf die Kunst an den Wänden  eingehe - hiermit tun möchte.

Heinz Runge, Jahrgang 1941, wuchs in Ludwigslust Am alten Forsthof  Nr.12 bei seinen Großeltern auf. Schon während seiner Schulzeit - er hat als fleißiger Schüler an der Goethe-Oberschule Abitur gemacht - fielen die klavierspielenden Gebrüder Bernd und Heinz Runge musikalisch auf. Sie schafften es am Klavier bis in die Republik-Ausscheidungen der DDR.  Klavierspielen war die eine Passion,  Zeichnen und Malen die andere Leidenschaft von Heinz Runge. Schon als Junge zog er mit Zeichenstift und Pinsel durch Ludwigslust und schaute Albrecht von Bodecker beim Malen zu.

So war seine Bewerbung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee eine logische Konsequenz. Wir wissen aber alle, dass die Hürden für ein Studium an Kunst-, Musik- und Filmhochschulen extrem hoch sind. Er schaffte es immerhin bis in die Aufnahmeprüfung.  Doch dann, statt Grafik an der Hochschule in zu studieren, lernte er das grafische Handwerk, und zwar bei der DEWAG in Schwerin (Deutsche Werbe- u. Anzeigengesellschaft).  Nach der Facharbeiterprüfung als Schrift- und Plakatmaler gelangte er dann erstmals in die Theaterwelt, nämlich in den Malsaal des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin.  Hier musste er in den ersten Wochen statt zu malen stundenlang Leim schlagen.  Aber auch das will gekonnt sein und war von Erfolg gekrönt.  Heinz Runge wurde offizieller Leiter der Werbegrafik am Schweriner Theater, gestaltete alles: Plakate, Programmhefte, Info-Blätter und lernte den Theaterbetrieb mit Schauspiel, Operette und Oper von innen und außen kennen.

Diese Erfahrungen führten ihn dann letztendlich zum Studium im Fach Opernregie an die Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin.  Nach dem Studium arbeitete er ab 1967 an verschiedenen Bühnen der DDR. Er war Regisseur für Oper, Operette und  Musical am Theater in Brandenburg. Dann zwischen 1970 und 80 war er Operndirektor am Landestheater Halle (Händelfestspiele),  und schließlich von 1980 bis 2008  Regisseur an „seinem Theater“, der Komischen Oper in Berlin.

Zum langjährigen Wirken an der Komischen Oper noch einige Zitate aus einem Artikel des Berliner Tagesspiegels vom 14. Dezember 2004; Überschrift: „Die Liebe in den Zeiten der Schwindsucht“. Es geht um die Puccini-Oper „La Boheme“.  „Heute“, so schreibt der Tagesspiegel, „wird „La Boheme“ an der Komischen Oper zum 350. Mal gezeigt  und einer ist seit Anbeginn dabei: Heinz Runge“.  Und es geht schön weiter: „Runge, der smarte Endfünfziger, der mit seiner raspelkurzen Frisur Franz Beckenbauer nicht unähnlich sieht, hat die Ära Harry Kupfer von der ersten Stunde an miterlebt.“ Es folgt ein langer Artikel über den Mann mit der randlosen Brille, den Abendspielleiter Runge, der seit der Premiere 1982 „La Boheme“ begleitet hat und Beckenbauer ähnlich sieht.

Also, lieber Heinz: Nicht nur Oper, Operette, Musical, sondern auch noch Fußball! Mehr geht wirklich nicht. Oder doch?  Da ist ja noch die Malerei, der er sich nun seit etwa zehn Jahren in professioneller Weise widmet. Durch Teilnahme an zahlreichen Kunstseminaren, Kursen, Sommerakademien  und Ausstellungen in Berliner Galerien wird Zeichnen und Malen zum neuen Beruf.

Während man als künstlerische Leitfigur in seiner Jugend sicher den aus Ludwigslust stammenden Grafiker und großen Buchillustrator Albrecht von Bodecker sehen kann, sollte man bei den in den letzten Jahren entstandenen Zeichnungen, Aquarellen und Gouache-Bildern der heutigen Ausstellung auch seinen aktuellen Akademie-Lehrer und Mentor Martin Seidemann nennen und auch den Maler Hans-Otto Schmidt erwähnen, der hier in Ludwigslust, bis er 1961 rausgeworfen wurde, die Oberschule besuchte hat.

Für mich stehen die Arbeiten Heinz Runge‘s in der Tradition der sog „Berliner Schule“, die in der großen DDR-Malerei nach 1960 ihre eigene Formensprache entwickelt hatte gegenüber den anderen Kunstzentren Dresden, Halle und Leipzig. Berliner Maler wie Harald Metzkes, Lothar Böhme oder Wolfgang Leber stellten in einer Art Verweigerungshaltung nicht mehr gesellschaftliche Motive, sondern Motive wie Akt, Porträt, Landschaft und besonders Stadtlandschaft in den Vordergrund.

Die „Stadt als Grundgeräusch“ (Zitat Durs Grünbein) ist auch in fast allen Bildern von Heinz Runge dominierend. In den Berliner Bildern ist es die Großstadt.  In den Arbeiten, die in den letzten Jahren hier vor Ort entstanden sind, ist natürlich die Stadt Ludwigslust mit Schloss, Stadtpark, Brücken und Straßen das bildnerische Grundgeräusch.

Bei den Bildern der heutigen Ausstellung hier im Gelben Salon des Kukululu finden sich bei den Ludwigsluster Motiven großformatige Zeichnungen, kleinere Bleistift- und Rohrfederzeichnungen, große Pinselarbeiten und mehrere Aquarelle.

Bei den Arbeiten mit Berlin-Motiven dominiert neben einer schönen großen Collage die Gouache-Technik.  Heinz Runge hat mir mit leuchtenden Augen vom Zusammenrühren der Gouache-Materialien in seinem Berliner Atelier erzählt: Kasein-Binder, Pigmentfarben, Mager-Quark, Hirschhornsalz, Leinöl eingerührt in Terpentin-Balsam und auch Nelkenöl spielen eine Rolle. Es würde wunderbar nach Weihnachtsbäckerei riechen. Und das alles kommt dann als Gouache, als Farblache auf Papier, Karton oder Leinwand und wird zu einem Bild. - Allerdings, das alles im Rucksack mit der Bahn nach Ludwigslust zu schaffen, wäre sehr kompliziert geworden, deshalb hier Zeichnungen und Aquarelle.

So, ich meine, damit haben wir uns ausreichend auf die Ausstellung mit dem Titel „Heinz Runge, Lulu, 50 Jahre danach“ vorbereitet.

Bevor Sie sich jetzt aber auf die Bilder stürzen, noch ein Hinweis auf eine weitere Bilder-Show von Heinz Runge. Schon Ende Juni wird im Kathedralforum der Berliner St. Hedwigskathedrale eine große Ausstellung mit seinen Bildern eröffnet. Ihr Titel ist eine Frage, ein Ausruf seines sechsjährigen Urenkels Oskar  „..und das hast du alles gemalt?

Gratulation an Heinz Runge und herzlichen Dank für Ihr Zuhören.